GRAD
Kuttenberger Komponisten der Renaissance

Einleitung

Im Unterschied zum vorhergehenden Zeitabschnitt des Mittelalters, wo die Autorenschaft der Kompositionen in den tschechischen Gradualen bis auf Ausnahmen anonym bleibt, erscheinen im Laufe des 16. Jahrhunderts in der tschechischen Musikkultur eine ganze Reihe von Autoren, die uns bereits namentlich bekannt sind. Sie sind meistens im Rahmen der Literarischen Bruderschaften tätig und schreiben Musik für gottesdienstliche Zwecke. Ihre Kompositionen wurden in den Gesangbüchern der Bruderschaften neben den Stücken bekannter ausländischer Autoren, beispielsweise Orlando di Lasso, Clemens non Papa, Josquin des Prez u.a., überliefert.

Der Stil ihrer Musik ist mannigfaltig und reicht von mehrstimmigen Strophenliedern über Bearbeitungen älterer Lieder bis hin zu komplizierten vielstimmigen polyphonen Kompositionen, die durchaus mit Beispielen aus dem Ausland vergleichbar sind. Bis in die heutige Zeit sind von den meisten dieser Stücke leider nur Fragmente überliefert. (Jede Stimme einer mehrstimmigen Komposition wurde damals gesondert in Notenparten oder Büchern festgehalten, wobei die meisten von ihnen nicht erhalten blieben. Daher finden wir heute von einer vielstimmigen Komposition lediglich eine oder zwei Stimmen vor.

In Kuttenberg wirkten zur Zeit der Renaissance mehrere bedeutsame Persönlichkeiten des musikalischen Schaffens.



J.Simonides: Aurea Luce

Jan Simonides Montanus

Dieser Komponist wurde irgendwann zwischen 1530 und 1540 in Kuttenberg geboren und verbrachte hier sein ganzes Leben bis zu seinem Tode im Jahr 1587 [1]. Er erreichte die Stellung des Kantors am St. Barbara-Dom und gehörte zu den beliebten utraquistischen Autoren seiner Zeit. Auf seinen Namen stoßen wir in den meisten wichtigsten Quellen der utraquistischen Polyphonie vom Ende des 16. Jahrhunderts. Von seinen Werken sind heute 22 Kompositionen bekannt, jedoch nur eine ist komplett erhalten geblieben. Es handelt sich um das Stück „Aurea Luce“ aus dem Sammelband von Český Krumlov [3]. Er komponierte insbesondere für die Literarischen Bruderschaften, uns zwar hauptsächlich Messen auf lateinische Texte und Motetten, die sowohl tschechische als auch lateinische Texte hatten. Seine recht einfache Kompositionstechnik mutet für die Zeit, in der er wirkte, etwas archaisch an.[2].



Picture of music instruments
(shawm,flute,viol,tabor)
on the St.James school portal
(archdeanery today)

Jan Campanus Vodňaský

Dieser Autor lebte in den Jahren 1572-1622. Er ist vor allem als Vertreter der lateinischen humanistischen Poesie und auch als Professor und später als Rektor der Karlsuniversität bekannt. Bevor er nach Prag ging, wirkte er in den Jahren 1600-1603 als Oberverwalter der Kuttenberger Schulen. Eine Sammlung seiner Gedichte im lateinischen Versmaß versah er in der Ausgabe aus dem Jahr 1618 auch mit Musik im Stil der sog. humanistischen Ode. Es handelt sich um einfache vierstimmige Kompositionen, deren Rhythmus das Versmaß kopierte. (Am bekanntesten ist wahrscheinlich das doppelchörige Stück „Rorando coeli“.) Diese Art von Kompositionen war im Schulmilieu ganz Europas sehr populär und es ist anzunehmen, dass sie auch an den Kuttenberger Schulen erklangen [2].



P.S.Jistebnický: Králi nad králi

Pavel Spongopaeus Jistebnický

Dieser Autor wurde zwischen 1550 und 1560 in Jistebnice bei Tábor geboren, er starb 1619 in Kuttenberg. Er wirkte sein ganzes Leben lang als Lehrer, wechselte mehrmals seine Wirkungsstätte und ließ sich spätestens im Jahre 1598 definitiv in Kuttenberg nieder. Hier wirkte er als Verwalter der Kaňker Schule und als Ältester des lateinischen Literatenchores an der St. Jakobskirche [4]. Er gehörte zu den produktivsten tschechischen Komponisten seiner Zeit. Man weiß heute von etwa 60 seiner Kompositionen, komplett erhalten blieb nur eine Gelegenheitskomposition, das vierstimmige Lied Králi nad králi, Pane (im Kanzionale von Prachatice). Von all seinen übrigen Kompositionen (umfangreiche Messzyklen für 6 oder 8 Stimmen) wurde nur eine so geringe Anzahl von Stimmen überliefert, dass dies keinen Rückschluss auf den Charakter und die Qualität seiner Musik zulässt [2].


Literatur

[1]Dačický z Heslova, Mikuláš: Prostopravda, Paměti. Státní nakladatelství krásné literatury, hudby a umění. Praha, 1955.
[2]Horyna, Martin: Hudební skadatelé v renesanční Kutné Hoře. Krásné město. 1/2005. Kutná Hora, 2005.
[3]Horyna, Martin: 22 vícehlasých hymnů z rukopisu Kaplanské knihovny v Českém Krumlově č. 9. 1540-1600. Partitura. Státní vědecká knihovna České Budějovice, 2000.
[4]Státní okresní archív Kutná Hora, fond Archív města Kutná Hora, knihy městské rady (Memorabilia), 1587,1613-1618.



Verweise

CANTICA 2006. Contact: kafka@email.cz